Bivouac CampCampingCampingJagdOutdoor TravelUncategorized

Er ist’s!

Eine Recon-Ode an die Erneuerung und das Erwachen.

Wem sagt eigentlich Eduard Mörike noch was? Naa..? Nicht schummeln – mal kurz die verkalkten Hirnwindungen hochfahren. Dämmert da was?

Nein? Schade; unsereins musste noch Gedichte in der Schule auswendig lernen. Fand ich damals auch oll, hat aber nicht wirklich geschadet.

Bin ich echt der ultimative „alte Sack“ hier?

Dann mal Hefte raus, Ohren (bzw. in diesem Fall Auge) und Bleistifte gespitzt – wir kommen jetzt mal unserem kulturellen Bildungs-Auftrag nach 😉…    (…verdammt, Du da vor’m Gaming-Bildschirm; Finger aus der Nase!)   …Gedicht-Interpretation ist angesagt.

Er ist‘s

Frühling lässt sein blaues Band                               
Wieder flattern durch die Lüfte;                              
Süße, wohlbekannte Düfte                                      

Streifen ahnungsvoll das Land.                               
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.                                            
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!                    
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!    
                                  

(1832, Eduard Mörike)

Dat is’ ernsthafte Lyrik hier; also, dann mal von vorne; Zeile für Zeile (bzw. Vers für Vers – so viel Klugscheißerei muss sein):

Er ist’s

…wer jetzt schon rum mault, weil das ja nun diskriminierend ist, dem (Menschen) sei gesagt, das nun mal alle Jahreszeiten maskulin betitelt sind – der Winter, der Frühling, der Sommer, und ja.. nicht die Herbst, sondern eben der Herbst. Vielleicht beruhigt es ja das Gemüt, dass es zumindest die Jahreszeit, oder die Natur und die Schönheit heißt.

Stop! Zurück zu einer gewissen akademischen Ernsthaftigkeit, wenn ich bitten darf. Danke.

Frühling lässt sein blaues Band

Strahlend blauer Himmel, das erste Flirren der Hitze am Horizont am frühen Nachmittag, das wohlige Gefühl von Trägheit nach einem guten Mittagessen am Wochenende – die Siesta, die erste warme Brise, die durch das China-Gras im Garten zu mir hinüberweht, das Gefühl der sanft blendenden Sonne (Achtung: UV-Schutz vonnöten!) – es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Wieder flattern durch die Lüfte;

In den nachmittags-Stunden höre ich das aufgeregte Tröten der Kraniche auf dem Weg in den Norden, die Wildgänse rufen sich „Gleich geschafft, nur noch ein paar hunderte von Kilometern“ zu, und die Feldlerchen-Männchen tirilieren im Singflug (eine der wenigen Singvogel-Arten, die dies tun) fröhlich dem Himmel, und der potenziellen Partnerin, ihr rhythmisch-trällerndes „Halleluja“ entgegen – unsereins freut sich endlich die Winter-Pelze gegen eine luftig-leichte Garderobe einzutauschen.

Süße, wohlbekannte Düfte

Der Geruch der Winterlinge, und die verrückte Hamamelis (Zaubernuss) mischen ihr zartes Bouquet mit dem Duft von Kaffee morgens auf der Terrasse, während diese ersten rot-blauen Lichtmomente des Spätwinters die Farben der Blüten von schüchternem Gelb bis zu feurigem Orange changieren lassen.

Streifen ahnungsvoll das Land.

Die Vorfreude packt mich, es wird Zeit das Zelt und den Schlafsack mal wieder zu lüften (puh, mieft das… nach 10 Jahren darf’s vielleicht auch einfach mal ne neue Schlaf-Pelle sein), ein klitzekleines Feuerchen zu machen (ach, verdammt – bei der Trockenheit derzeit kann ich das wohl vergessen. Und jaahaaa.., ich weiß, dass das Feuermachen bei Androhung der Todesstrafe mittlerweile ganz böse verboten und schändlich ist..). Die Angel will rausgeholt werden; Nachtangeln bei Bier und kalter Sternenhimmel-Nacht lockt mich. Ich muss raus; ich will los.

Veilchen träumen schon,

Überall lugt und blinzelt es hervor – die Echinacea-Pflanzen des letzten Jahres wagen sich zaghaft aus dem Boden, die Narzissen, Hyazinthen und die Akelei (meine Top-Eins unter den Wildblumen) kündigen ihre Blütenpracht an. Und ja; die ersten Gänseblümchen strahlen mich auf den sonnigen Plätzen des Moos-verseuchten Rasens an. Den Insekten zuliebe warte ich noch mit dem ersten Rasen-Mähen; obwohl ich ja behaupte, Rasenmähen ist die Urform deutscher Meditation. Aber ich bereite mich vor – Griffel-Schutz und Schäufelchen liegen parat.

Wollen balde kommen.        

Ich kann es kaum erwarten, das deprimierende Grau-Braun der letzten 5 Monate eingetauscht zu sehen mit überschwänglichem, verschwenderischem Grün; in unzähligen Facetten und Schattierungen, gepaart wiederum all den Variationen und Nuancen der Farben des Regenbogens. Ach komm, die hintere Ecke des Gartens pflüge, beschnippel’ und säge ich schon mal um.. hier möchte ich Phacelia säen – das freut Hummel, Biene und all die Käferchen (und Freude ist für jeden schön!).

– Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Beim morgendlichen Ins-Nichts-Starren und Brösel-Kopf sortieren auf der Terrasse, empfangen und begleiten mich Drossel, Amsel und die Blau- und Kohlmeisen (wo ist eigentlich das Dompfaff- Päärchen, das bis vorletztes Jahr bei mir gewohnt hat?!). Kaum noch Bienen; dabei hat sich das Problem der Varroamilbe ja mittlerweile abgeschwächt – aber überall diese Steingarten-Scheiße, kippt doch gleich einfach überall paradiesische Beton-Parkplätze hin… Immerhin: die ersten zaghaften Hummeln dröhnen geschäftig-taumelnd über den Rhododendron (und ich dachte immer, es sei der frühe Vogel, und nicht die frühe Hummel – aber Hummeln können natürlich mit Würmern wiederum auch wenig anfangen, eigentlich logisch) – mannomann, ist Euch nicht sau-kalt?! Ach, stimmt – Exoskelett und ektotherm (bzw. exotherm)… da war ja was. Natur, Du wundersame!

Ich werde mir heute Abend auf jeden Fall ne warme Decke umlegen und den Grill anschmeißen – mal schauen, ob nicht vielleicht schon die ersten Nachtfalter zu sehen sind.

Frühling, ja du bist’s!

Unaufhaltsam, vehement und unbekümmert, ohne Rücksicht auf kleine Rückschläge – unserer Zeitrechnung entrückt – wurschtelt jede einzelne Zelle jedes einzelnen Lebewesens zielstrebig auf die Erfüllung des Ganzen hin. Natürliche Solidarität, Aufopferung und Pflichtbewusstsein in einem großen, permanentem Kreislauf. Dekadent, großzügig, verschwenderisch, unglaublich schön – und bei aller Maßlosigkeit und Vergeudung, hoch effizient.

Was für ein Luxusleben wir doch eigentlich führen. Und ich mittendrin (pflichtbewusst die Recon-Excel-Tabelle des kommenden Tages im Blick…); da werde ich ja glatt gerade ein bisschen Hippie und gefühlsduselig.

Dich hab ich vernommen!    

All diese Regungen, Gefühle und Empfindungen, ja schon fast körperlichen Zwänge durchfahren meine viel zu bleichen Beine – ich will; ich muss; „Halleluja!“ und „Ave Maria“ zugleich – ich habe Hummeln im Arsch. Endlich. 

Ruhig, Junge… nun bin ich aber ganz schön ausschweifend gewesen. Verschwenderisch und fast schon maßlos quasi.

Ich gestehe, ne lupenreine Interpretation im klassischen Sinne war das  auch nicht. Eher eine Reflektion.

Wem jetzt ganz schwummerig geworden ist vor lauter Schwafelei, dem rate ich: viel trinken! Ist spätestens ab jetzt dank der rapide steigenden Temperaturen eh wieder Pflicht – wir haben da mit Sicherheit das passende, praktische Behältnis parat.

Wem das alles jetzt zu viel war, sei Folgendes mit auf den Weg in die warme Jahreszeit gegeben: Achtung, Lesen (und Schreiben) gefährdet massiv die Dummheit!

Ruhig mal probieren, ganz besonders viel Spaß macht diese Dummheit übrigens draußen, am frühen Abend, z.B. am Strand, Lagerfeuer, oder so wie bei mir jetzt gerade – im eigenen Garten!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert