Die große Zeit des Viel zu Viel – Weihnachten?
Weihnachten ist oft ein lautes Fest: Es tut uns aber gut, ein wenig still zu werden, um die Stimme der Liebe zu hören.
– Papst Franziskus
Und zum Abschluss des Jahres… mal n bissel was Besinnliches, off-topic. Nicht wirklich überraschend was der Oberste Vertreter Gottes (zumindest für Milliarden Katholiken auf dieser Welt) auf Erden der Menschheit mit auf den Weg gibt.
Die dunkle Zeit des Jahres (insbesondere um die Wintersonnenwende) ist im Übrigen über kulturelle Grenzen hinaus (gibt es diese Grenzen eigentlich wirklich außerhalb unserer Köpfe?!) eine Zeit der Besinnung und des Triumphs des Lichtes über die Dunkelheit; eine Zeit der Reflektion zum Abschluss eines Jahres und ein Fest des Neuanfangs.
Lange bevor es das Christentum (wie wir es heute kennen) und die Institution Kirche gab.
Schon immer wurde die Symbolik der Wintersonnenwende in europäischen Kulturen festlich begangen – im Römischen Reich wurden die Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, in Skandinavien das Jul-, also Licht-Fest gefeiert. Beispiele gibt es unzählige.
Da haben sich die feinen Kirchen-Herren (und solche waren und sind es ausschließlich) wohl an archaischen und -uupps- heidnischen Bräuchen bedient, um die Akzeptanz ihrer unumstößlichen, reinen Lehre und Wahrheit in der Bevölkerung zu steigern.
Das Brauchtum verschiedenster Kulturen reichte (und reicht) dabei von lustig und kurios bis hin zu gruselig:
Im muckeligen Norwegen beispielsweise besagt der Volksglaube – und jetzt kurz festhalten – dass an Heiligabend böse Geister und Hexen ihr Unwesen treiben (!), und die Menschen aufsuchen um sie zu erschrecken und Unwesen zu treiben. Die Menschen ihrerseits verstecken deshalb alle Besen im Haus – um zu verhindern, dass sich die Hexen diese „ausleihen“ um Nachbarn und liebgewonnene Menschen heimzusuchen.
Mittlerweile ist der Brauch „Halloween“ eigentlich auch in Norwegen angekommen… aber es scheint, dass die Geister in Norwegen besonders hartnäckig sind – sonst wäre zu Weihnachten ja noch Ruhe. Sind vermutlich Berserker-Geister.
Auf Island wird es zum Fest der Liebe noch gruseliger – der Kater „Jólakötturinn“ treibt auf leisen Sohlen sein blutiges Unwesen. Faule Menschen werden von diesem Weihnachts-Viech angeblich aufgefressen. Wie besinnlich. Ihren Ursprung hat diese Vorstellung in der Tatsache, dass in früheren Zeiten die Schafswolle aus dem Herbst zu diesem Zeitpunkt lange verarbeitet sein musste. Sie drohte sonst zu schimmeln – und die Menschen hatten nichts anzuziehen. Der Tod wurde zu einer ernstzunehmenden Gefahr. Um dem Mörder-Mauzi zu zeigen, dass man nicht zu den faulen Menschen gehört, trägt man bis heute auf Island zu Weihnachten neue Kleidung und verschenkt neue Klamotten an die Lieben.
Also – ruhig mal n bisschen Dankbarkeit zeigen, wenn es wieder „nur“ n paar olle Socken von Omma gibt!
Kurios außerdem ein Brauch aus der Ukraine: food-fight zu Weihnachten! Wie in vielen Ländern gilt auch in der Ukraine der Pudding als beliebte Süß- und Nachspeise. Hier allerdings hat er offenbar auch wahrsagerische Fähigkeiten. Vom ältesten Mitglied der Familie wird mit einem Löffel der „Loksa“-Pudding an… ja, wirklich: an die Decke im Zimmer geworfen. Je mehr Pudding-Schlonze an der Zimmerdecke kleben bleibt, desto mehr Glück wird der Familie vorhergesagt.
Eigentlich wird mit Essen ja nicht gespielt – zumindest hab‘ ich das von Omma so gelernt.
Während bei uns Gurken zu Weihnachten also eher traditionell in den Kartoffelsalat geschnibbelt werden, hängt man sie in den USA wiederum an den Weihnachtsbaum. Die Weihnachtsgurke also. Das Gemüse wird in die Tanne geschummelt – und wer den grünen Prengel entdeckt, bekommt ein Extra-Geschenk und hat im nächsten Jahr ganz besonders viel Glück.
Gute Sache. Vielleicht etabliere ich diese Tradition demnächst auch einfach mal – würde aber lieber `ne gute, herzhaft geräucherte Wild-Salami in die Tanne tüdeln.
Die Idee man müsse insbesondere seine Kinder mit Tinnef überhäufen – je mehr desto mehr Liebe und Zuneigung – kommt übrigens in keinem der alten Bräuche vor. Aufmerksamkeiten, Zeit miteinander verbringen, Besinnlichkeit und Reflektion, sowie Dankbarkeit und Demut hingegen schon in nahezu jedem Brauch und jeder Kultur.
Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.
Tolstoi
..ich ergänze: mit den tollen Menschen, die mir immer dann wenn ich maulig bin, ein Lächeln ins Gesicht und Wärme ins Herz zaubern.
Ich verabschiede mich bis ins nächste Jahr, werde jetzt besinnlich und, der Mahnung des Papstes folgend, „ein wenig still“; soviel nur noch – aus welchen Beweggründen ihr welchem Brauch folgt, oder vor welchem religiösen Background auch immer Ihr die Fest-Tage und den Jahreswechsel begeht:
Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.
Buddha
Mit dieser (Weihnachts-) Botschaft können hoffentlich alle Menschen in allen Kulturen etwas anfangen.