Mein Trangia
Ich war gerade 20 Jahre geworden, als mich das Fernweh das erste Mal in meinem Leben so richtig packte. Den Dienst fürs Vaterland hatte ich gerade absolviert, die Ausbildung – so wurde es zumindest von meinen Eltern geplant – sollte demnächst beginnen. Ich war der Einzige der noch nicht so richtig überzeugt war.
Die Familie war sauer, ich war gefrustet – also suchte ich mir einen Job, verdiente ein bisschen Geld (ja, das ging damals noch), und schmiss ein halbes Jahr später alles hin – ich hatte Jack London gelesen; der Ruf der Wildnis hatte mich gepackt. Kanada war finanziell nicht drin, aber Skandinavien lag vor der Tür, und die Wohnmobil-Kolonnen Richtung Norden waren auch noch nicht ganz so lang, wie sie es heute sind. Michel und Pippi gab es aber schon.
Mein Entschluss war gefasst, ich würde mein Fahrrad vollpacken, meine spärliche Camping-Ausrüstung in die Taschen quetschen und losfahren – Ziel: Schweden mit dem Fahrrad erkunden, ein Zeitlimit hatte ich nicht, und der Blick aufs Konto war von einer gehörigen Portion Optimismus geprägt.
Ein uraltes Fjällräven-Zelt von meinem Vater, ein Ajungilak-Schlafsack (aus der Zeit bevor die Firma geschluckt wurde, und nur noch der Name verkauft wird), ein zerknitterter Wasserkanister, zwei T-Shirts, Hosen und ein paar warme Socken, und kein Fahrradhelm – ich war der festen Überzeugung es könne losgehen.
Mein Kumpel Kristoffer aus Dänemark empfahl mir einen Trangia-Kocher mitzunehmen, „Spiritus gibt es schließlich an jeder Tankstelle, Gas-Kartuschen nicht unbedingt“. Damit begann die längste Beziehung die ich zu einem Ausrüstungs-Gegenstand bis dato hatte. Und definitiv eine der sinnvollsten, und lohnendsten Anschaffungen, die ich je gemacht habe.
Bei einem Stromausfall hat mich der Trangia sogar mal über ein wunderbares Date (zwangsweise mit Kerzenschein) gerettet – es gab zwar nur Nudeln, aber immerhin konnte ich meine „Koch-Künste“ unter Beweis stellen. Ja… hat sich gelohnt.
25 Jahre später und unzählige Reisen später begleitet mich „mein Trangia“ immer noch. Zusammen waren wir mittlerweile unzählige Male in Schweden, Lappland, auf Grönland, den Färöer Inseln, der Hardangervidda, der Ukraine, Frankreich und immer wieder auf Wochenend-Trips von Polen bis Dänemark.
Eines der größten Abenteuer auf das mein Trangia in den letzten Jahren gegangen ist, war das große „Wildnis-Campen“ meiner Kinder (damals 5 und 3 Jahre alt) in meinem Garten – das Leuchten in Ihren Augen, ist dasselbe wie bei „echten Abenteurern“ – und der heiße Kakao am Morgen war mindestens dreimal so gut, wie der Kakao aus der Küche im Haus; ganze 5m entfernt, aber Welten dazwischen in puncto Abenteuer-Geschmack.
Das Alter zehrt an ihm, er ist grau geworden, sieht mitgenommen und zerbeult aus, ein Topf ist in Jämtland beim Abspülen den Hårkan hinabgetrieben, der Ruß am Boden ist mittlerweile auch nicht mehr runter zu bekommen – aber ich kann ihn nicht ersetzen. Er funktioniert, hat es immer und bei jedem Wetter getan, und wird es auch immer tun. Selbstgefangene Saiblinge in Westgrönland, Pfifferlings-Pfanne in Mittelschweden, Kaffee mit Baguette in der Camargue – selten hat mir das Essen besser geschmeckt als aus diesem verbeulten Alu-Kochset. Dieses kleine Set ist für mich – so seltsam das für einige Menschen klingen mag – ein Zeichen für Lebensqualität und Luxus.
Außerdem; es ist „mein Trangia“ – nicht irgendeine „Alu-Schüssel“, wie eine ehemalige Freundin ihn mal despektierlich nannte. Es war ziemlich schnell klar, dass es mit uns nicht klappt.
Kein verstopften Düsen, Nadeln, leere Kartuschen mitten in der Nacht am A.. der Heide – mein Trangia kann immer – und selbst wenn mein Spiritus leer ist, mach‘ ich einfach ein Feuer unter ihm; und besorg‘ ich mir bei Gelegenheit sogar an der aller-allerletzten Tanke neuen Spiritus – selbst im Hinterland von Einödistan wenn es sein müsste.
Das hat mittlerweile auch mein Sohn entdeckt – ich bekomme den Trangia nur noch selten zu Gesicht… er reist jetzt mit der nächsten Generation. Zur Zeit von Festival zu Festival – und bald dann wohl wieder in die große Weite Welt. Als Sozius auf dem Motorrad meines Stammhalters, oder als backup im Bus meiner Tochter.
Und wer weiß… Ich ahne schon, dass ich (dann mit Pfeife im Schaukelstuhl) auch meinen Enkeln einmal die Geschichte von „Ihrem Trangia“ erzählen soll, wie er auf Grönland seinen Kannen-Deckel verloren hat, und wie dieser mit einem Milch-Pulver-Dosendeckel ersetzt wurde.
Das wäre dann die dritte Nutzungs-Generation – mein Trangia jedenfalls steckt auch die noch locker weg. Und wenn nicht noch der zweite Topf verschwindet überlebt er mich wohl auch.
Gutes kann so simpel sein.
Trangia-Produkte findet Ihr natürlich bei uns im Shop, auf Youtube findet Ihr unser Video zum Trangia Sturmkocher und zu der Produktionsstätte von Trangia.